1-2-3-viele. Warum Sie auf Ihre Stakeholder hören sollten.

Vor kurzem durfte ich für EDELWEISS CONSULTING an der WKÖ Zukunftsreise „Sustainable Leadership“ teilnehmen. Nachhaltigkeit ist ein Trendthema, das aktuell mit vielen Aktivitäten und Produkten verbunden wird. Nicht nur Studien zeigen dabei die zentrale Bedeutung von Nachhaltigkeit für die Altersgruppe der Millenials und Generation Z. Dabei handelt es sich, je nach Definition, um all jene die nach 1985 geboren wurden und damit bereits heute einen beachtlichen Anteil potenzieller Arbeitnehmer/innen und Konsument/innen darstellen.

Für Unternehmen, die sich auch in Zukunft am Markt behaupten wollen, lohnt sich daher ein genauerer Blick auf diese beiden Gruppen und deren Nachhaltigkeitsbegriff. Nachhaltigkeit ist nämlich, mit den verschiedensten Ausprägungen für Umwelt und Gesellschaft, mittlerweile Teil einer viel größeren Fragestellung – der Frage nach dem Sinn, oder um den englischen Begriff zu verwenden: dem Purpose.

Einerseits erleben wir ein steigendes Bedürfnis für sich selbst die Frage zu beantworten „Welchen Sinn will ich stiften?“ Regelmäßig geschieht dies bereits in Zusammenarbeit mit einem Coach. Gleichzeitig wird auch von Unternehmen eingefordert den eigenen Sinn zu kennen, zu kommunizieren und auch authentisch zu leben. Wer dazu nicht in der Lage ist riskiert die Altersgruppen der Millenials und Generation Z sowohl als Arbeitnehmer/innen als auch als Konsument/innen dauerhaft zu verlieren. Keine beruhigende Vorstellung, denkt man an Schlagworte wie Fachkräftemangel, Pensionierungswelle der Baby-Boomer und schier unendliche Auswahl für Konsument/innen.

Oftmals hören wir als Antwort auf die Frage „was ist der Sinn eines Unternehmens?“ einfach nur „Profit“. In Wirklichkeit ist es aber nicht so einfach, um einen Vortragenden der Zukunftsreise zu zitieren: „der Profit eines Unternehmens ist wie Luft für den Menschen. Wir leben, weil wir atmen, aber nicht um zu atmen.“ Das stellt Unternehmen vor die Herausforderungen im großen Stil zu denken und sich ambitionierte Ziele zu stecken.

Damit sind drei sehr zentrale Herausforderungen verbunden:
  1. woher Visionen nehmen, wenn nicht stehlen?
  2. wie mit Ängsten, Einwänden und Anmerkungen von Mitarbeiter/innen, Investor/innen, sowie Kund/innen, Lieferant/innen und weiteren Stakeholdern umgehen?
  3. wie mit den eigenen Lösungsangeboten am Puls der Zeit bleiben?

Die Antwort ist so leicht wie 1-2-3: der Schlüssel liegt im Zuhören.

Dazu drei Beispiele von Unternehmen, mit denen wir Rahmen der Zukunftsreise intensiv zusammenarbeiteten, und die durch visionäre Antworten auf die eigene Sinnfrage die Potentiale eines nachhaltigen Wirtschaftssystems nutzen.

Das eine Unternehmen ist Marks & Spencer. Ein britisches Einzelhandelsunternehmen, das mit seinem Plan A seit 2007 mehr als 100 Nachhaltigkeitsmaßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette implementieren konnte.

Das zweite Beispiel war das US-Amerikanische Unternehmen Interface. Interface produziert als Ergebnis seiner Mission Zero emissionsneutrale Bodenbeläge. Mittlerweile produziert das Unternehmen bereits Bodenbeläge, die bei Ihrer Produktion mehr CO2 speichern als emittieren.

Zum Schluss noch das Pharmaunternehmen gsk, bei dem die neue Geschäftsführerin die Gelegenheit ihres Amtsantritts nutzte, um in einer Vielzahl von Stakeholdergesprächen die internen und externen Erwartungen an das Unternehmen zusammenzutragen. Das Ergebnis war eine umfangreiche und integrierte Nachhaltigkeitsstrategie.

Auch wenn alle Beispiele aus unterschiedlichen Branchen stammen gibt es doch ein paar Parallelen, von denen man entsprechend lernen kann:
  1. Ein offener sowie an den Ideen und Rückmeldungen aller betroffener Stakeholder orientierter Dialog.
  2. Zweifel und Skepsis bei vielen internen und externen Stakeholdern, gleichzeitig eine Führungsspitze mit Vision.
  3. Die Entwicklung klarer und ambitionierter Ziele, deren Umsetzung zügig angegangen wurde.

Diese Punkte können auch wir immer wieder beobachten. Zum Beispiel musste ich dabei an einen Strategieprozess denken, den ich vor kurzem begleiten durfte. Ziel des Prozesses war es, Zukunftsvisionen und strategische Ziele zu einem konkreten Themenfeld in der ganzen Breite der Organisation auszurollen. Damit sind oft weitreichende Herausforderungen verbunden: Einzelinteressen und unterschiedliche Sichtweisen, die teilweise ausgesprochen werden, teilweise unausgesprochen im Raum stehen.

Als externe Berater/innen konnten wir glaubhaft allparteiisch einen Prozess gestalten, in dem Ideen offen geäußert und vor allem neue kreative Lösungsansätze aus dem Wissen der eingebundenen Stakeholder gewonnen wurde.

Wie?
  1. Indem in Workshops und mittels Online Tools das vorhandene Know-how erfasst wurde.
  2. Indem in Ideenlaboren daraus gemeinsam neue Lösungsansätze entwickelt wurden.
  3. Indem in Reality Checks Stakeholder und Nutzer/innen diese Lösungsansätze kritisch und konstruktiv reflektierten.
Was das mit Ihnen zu tun hat? Jedes Unternehmen und jede Organisation überhaupt, muss in Zukunft noch stärker mit internen und externen Stakeholdern in Austausch treten:
  1. um authentische Antworten auf die eigene Sinnfrage zu erhalten.
  2. um in volatilen Zeiten weiterhin als der verlässliche (Geschäfts-)partner wahrgenommen zu werden, der man ist.
  3. um die eigenen Lösungsangebote zukunftsfit auszurichten.

Von Florian Weinberger