Organisationsentwicklung

Was ist denn eigentlich Organisationsentwicklung (OE) und was kann ich in meinem Unternehmen damit erreichen?

Das Thema Organisationsentwicklung ist omnipräsent. Im Studium gibt es eine theoretische Lehrveranstaltung dazu, Unternehmensstrategien künden von Organisationsentwicklungsmaßnahmen und unzählige LinkedIn-Profile preisen die einschlägige Kompetenz ihrer BesitzerInnen an. Und dennoch: trotz massenhafter Literatur, die sich dazu wälzen lässt, wirkt das Thema in der Praxis oft wie ein diffuser Sammelbegriff, unter den alles subsumiert wird, woran es einem Unternehmen, einer Abteilung oder einem Team fehlen kann, dem ein Hauch von „ein Fass ohne Boden“ anhaftet und an dem sich Beratungsunternehmen eine goldene Nase zu verdienen scheinen.

Genau genommen entwickelt doch jede unserer Handlungen die Organisation, in der wir uns befinden, weiter und setzt eine Intervention. Selbst der Blogbeitrag, den ich hier schreibe. Er zeigt unser Wissen und unseren Zugang zur Thematik auf, wird von LeserInnen als ansprechend und kompetent empfunden, wir erhalten daraufhin einen Großauftrag zur OE-Begleitung, stellen dazu fünf neue KollegInnen ein und brauchen deshalb eine neue Teamstruktur. Und schon sind wir selbst mitten im schönsten Organisationsentwicklungsprojekt, ohne das konkret geplant zu haben.

Was versteht man unter Organisationsentwicklung und wo setzt sie an?

Googelt man den Begriff Organisationsentwicklung erhält man ungefähr 2.770.000 Ergebnisse in 0,75 Sekunden[1]. Geht man nun der Einfachheit halber mit dem als Ausgangspunkt für Recherchen sehr beliebten und geschätzten Wikipedia, dann ist „Organisationsentwicklung (OE; englisch organization development, OD) ein organisationstheoretisches Konzept, um geplanten sozialen Wandel in Organisationen umzusetzen.“[2] Aha. OE ist also erstmal ein theoretisches Konzept, das klingt weder erfrischend noch praxisnah. Dann geht es um geplanten sozialen Wandel, das klingt nach einer Sisyphusaufgabe, die eigentlich niemand in Angriff nehmen will.

Nun wissen wir auch, dass Wikipedia nicht die Quelle erster Wahl ist, wenn es um wissenschaftliche Fundierung geht. Gablers Wirtschaftslexikon geht da als Basiskonsultation schon eher durch, also los: Demnach verbirgt sich hinter dem Begriff Organisationsentwicklung die „Strategie des geplanten und systematischen Wandels, der durch die Beeinflussung der Organisationsstruktur, Organisationskultur und individuellem Verhalten zustande kommt, und zwar unter größtmöglicher Beteiligung der betroffenen ArbeitnehmerInnen.“[3] Fein, jetzt fügen wir Struktur, Kultur und individuelle Perspektiven hinzu, sowie einen partizipativen Aspekt, das macht den großen Sammelbegriff schon anschaulicher.

Was umfasst Organisationsentwicklung nun genau?

Organisationsentwicklung befasst sich also einerseits mit einer geplanten Veränderung von Strukturen, damit sind Aufbau- und Ablauforganisation, also Hierarchien und interne Prozesse gemeint. Das funktioniert auf Abteilungs-, Bereichs-, Institutions-, Unternehmens- oder Konzernebene, ist also skalierbar. Anlässe dazu sind große Veränderungen wie Fusionen, Neuübernahmen oder Wechsel im Top-Management – hier spricht man meist von Change-Management oder Re-Organisation, vor allem, wenn die Veränderungen schnell passieren müssen. Doch ebenso das vorausschauende sich Neuaufstellen in Hinblick auf Produktdiversifikationen, Unternehmenswachstum oder die Einführung eines Prozessmanagementsystems sind Triebkräfte für organisationale Entwicklung.

Andererseits gestaltet Organisationsentwicklung das soziale Miteinander in einem Umfeld, in dem wir immerhin einen Großteil unseres aktiven Tages verbringen, in dem es also auch Spielregeln für eine gelingende Zusammenarbeit und einen respektvollen Umgang braucht, damit wir es möglichst lange miteinander aushalten. Beide Schienen können unabhängig voneinander bearbeitet werden. Dennoch leuchtet es ein, dass eine Veränderung von Strukturen auch Auswirkungen auf das kulturelle Miteinander haben wird. Umgekehrt kann es aber auch einfach im Teamgefüge haken, ohne dass zuvor groß an den Strukturen gerüttelt wurde. Auch hier kann proaktiv agiert werden, indem bei Neuzugängen in Teams oder der individuellen Übernahme von neuen Aufgaben passende Impulse gesetzt werden.

Was erreicht Organisationsentwicklung und wie lange dauert sie?

Ausgehend vom Gedanken, dass eine Organisation ein komplexes System ist, das mit der Zeit wie jede und jeder von uns Eigenheiten und Mechanismen entwickelt (die nicht immer nur positive Effekte haben), zielt die Organisationsentwicklung darauf ab, die Leistungsfähigkeit der Organisation langfristig zu gewährleisten. Gleichzeitig achtet sie die individuellen Potenziale der Menschen, die sich in ihr befinden und bezieht diese in die Gestaltung der Veränderung ein. Sie geht dabei ganzheitlich vor, berücksichtigt Wechselwirkungen aus unterschiedlichen Umweltbeziehungen – sowohl internen als auch externen – und sichert so die Akzeptanz durch die Organisationsmitglieder. Daraus erschließt sich, dass Organisationsentwicklung ein Prozess ist, der länger dauert, damit gesetzte Interventionen vom System auch ausprobiert, für gut befunden und verinnerlicht werden können. Lehnt das System eine Veränderung kategorisch ab, müssen Schleifen gezogen und neue Wege gefunden werden.

Warum braucht Organisationsentwicklung eine externe Beratung?

Die Entscheidung, jemanden von außen ins System hinein zu lassen, ist nicht einfach und mitunter auch gar nicht erforderlich. Da es schwierig ist, selbst objektiv an eine Veränderung heranzugehen, bei der man Teil des Systems und von der man selbst betroffen ist, wird Organisationsentwicklung jedoch oftmals durch externe Personen angeleitet, die ohne persönliche Involvierung eine neutrale Position einnehmen können. Es lohnt sich also genau zu überlegen, welche Themen man selbst in Angriff nimmt und wo man sich den Blick von außen leistet.

Alles klar?

Gerne steht Ihnen unsere OE-Expertin Barbara Billinger für einen Austausch zu Ihrer individuellen OE-Frage zur Verfügung: billinger@edelweiss-consulting.at

 

 

 

 

[1] https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=organisationsentwicklung; Abruf am 04.02.2021.
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Organisationsentwicklung; Abruf 04.02.2021.
[3] https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/organisationsentwicklung-43924; Abruf am 04.02.2021.